St. Alexandri-Kirche Eldagsen

Informationen zur Geschichte

Wir begrüßen Sie ganz herzlich in unserer Kirche. Sie haben kein Museum betreten, sondern ein Gotteshaus, in dem sonntäglich die Gemeinde ihren Gottesdienst feiert. Wie jedes Gotteshaus, hat auch dieses seine eigene Geschichte, die kurz dargestellt werden soll.

Die Geschichte der Alexandri-Kirche in Eldagsen reicht bis in die Zeit Karl des Großen zurück. In „Ealdeshusen“, dem heutigen Eldagsen bei Springe, ist im Jahre 775 eine durch ein Pfostenloch erwiesene Holzkirche gebaut worden. Um 785 wurde in Eldagsen mit dem Bau einer großen steinernen Fünfeckkirche begonnen. Sie blieb aber in den Fundamentierungsarbeiten stecken. Ursprung des heutigen Kirchengebäudes ist die steinerne Hallenkirche, die um das Jahr 796 auf den Fundamenten der unvollendeten Fünfeckkirche und der Holzpfostenkirche erbaut wurde. Sie war später Mutterkirche und wurde mit dem Taufrecht ausgestattet. Um die Jahre 1075 bis 1100 wurde sie zur Archidiakonatskirche erhoben. Ein Archidiakon war erster Helfer und Stellvertreter des Bischofs.

Der Turm

Der Turm gehört zum ältesten Gebäudeteil unserer Kirche. Unter Einfluss der Familie der Edelherren von Völksen-Heusen-Higesim-Haldessen, die aus dem Bistum Minden stammen, ist die Hallenkirche aus dem Jahr 796 von 1100 bis 1150 als große dreischiffige Kreuzbasilika umgebaut worden. Sie war die Grablegekirche der Edelherren von Völksen. An der Wand des Turmes sind Grabplatten von Unarg (Schrift) - er starb an den Festtagen, die dem Michael (29. September) gewidmet sind – und vom Laien Bernhard (Kopf), der am 19. November starb, zu sehen. Sie stammen aus den Anfängen der St. Alexandrikirche und wurden unter dem Kirchturmgewölbe gefunden. Bemerkenswert ist auch die frühgotische Scheibenkreuzplatte mit vier Lilienmotiven und zwei von unten aufsteigende lilienartige Stäbe, die um 1220 -1240 entstanden ist.

Der Tympanonrest (Bogen über den Türsturz eines Kirchenportals, meist mit biblischen Szenen ausgeschmückt) ist ebenfalls ein Zeugnis aus der ersten steinernen Hallenkirche von 796. Er zeigt das Lamm Gottes, wie er den gepflügelten Lindwurm – den Drachen Babylon – bezwingt.

Am 10. Juni 1626 brannte durch einen Racheakt des kaiserlichen Obristen Planckhard die ganze Stadt Eldagsen nieder. Die Kirche ist ebenfalls stark beschädigt worden, der Altar blieb vom Brand weitgehend verschont, der Dachstuhl des Kirchenschiffes brannte bis auf das gotische Gewölbe herunter. Das verheerende Feuer hatte die Glocken im ausgebrannten Turm herabstürzen und schmelzen lassen. Etwa 50 Zentner Erz lagen in der Asche des Turmes. Im Jahr 1673 ist der Turm in der heutigen Form ohne seinen steinernen Glockenstuhl wieder hergestellt worden.

Heute hängen 5 Glocken im Turm:

  • eine 12 Zentner Glocke, gegossen 1620, der St. Alexandri-Kirche vom Herzog Friedrich Ulrich von Calenberg-Wolfenbüttel geschenkt
  • eine 30 Zentner Glocke, gegossen 1644 aus dem Glockenerz, das in der Asche des Turmes lag. Die im gleichen Jahr gegossene 6 Zentner Glocke ist im Jahr 1917 aus kriegswirtschaftlichen Gründen beschlagnahmt und eingeschmolzen worden,
  • eine 280 kg schwere Glocke, gegossen 1938.Diese drei Glocken läuten zu den sonntäglichen Gottesdiensten.
  • Die im Jahre 1878 gegossene Eisenglocke zeigt die vollen Stunden an.
  • Die kleinste Glocke stammt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und erklingt zu jeder Viertelstunde.

Das Kirchenschiff

Das witterungsbedingt baufällig gewordene gotische Gewölbe der St. Alexandrikirche wird im Jahre 1698 nieder gerissen. Das Kirchenschiff ist unter Beibehaltung vorhandener Bauelemente als barocke Emporenkirche wieder errichtet worden. Die hölzerne Deckentonne hat Meister Knust aus Eldagsen erstellt. Mit der im Jahre 1709 abgeschlossenen Baumaßnahme hat die Kirche ihre heutige Form und Größe erhalten.

Der Chorraum

In den Jahren 1479 bis 1488 sind die drei Ältere neu gestaltet worden. Die bisherige Hauptapsis wurde erweitert. Sie hat ein spätgotisches Rippengewölbe erhalten.

Im Rahmen der Umbaumaßnahme wurde der linke Altar, der der Maria von Magdala gewidmet war, entfernt. Heute ist in dem Raum die Heizungsanlage untergebracht. Der rechte Altar ist der Heiligen Katharina von Alexandrien - Schutzpatronin der Gelehrten, Schüler und Studenten - geweiht worden. Er wurde nach Osten versetzt und der Eingang in den Chorraum verlegt. Heute wird der Altarraum als Sakristei- und Andachtsraum genutzt. In der Hauptapsis, die der Mutter Jesu geweiht worden war, ist nach Abschluss der Baumaßnahme des Sakramentshäuschen und der spätgotische Flügelaltar aufgestellt worden.

Im Jahre 1863 wird die Kanzel an der Südseite des Chorraumes eingebaut. Sie wurde vom Kirchenbaurat Hase im historischen Stil entworfen und in der Tischlerei H. - E. aus Eldagsen gefertigt. Der bisher in der Mitte des Chorraumes stehende barocke Kanzelaltar aus dem Jahre 1689 wurde entfernt. Der Altar war von dem Bildschnitzer Daniel Bartels aus Hildesheim geschaffen worden.

Der Altar

Um 1480 wird der spätgotische Flügelaltar geschaffen. Der Altar hat einen Rahmen aus Eichenholz, die Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt. Er zeigt die Stationen des Marienleidens, die in der Leidensgeschichte Jesus eingebettet sind. Der Künstler ist unbekannt. Er könnte sich aber in der Kreuzigungsszene dargestellt haben. Die Figur trägt einen breiten weißen Kragen und unterscheidet sich durch ihr Äußeres von den anderen Figuren.

Während des großen Brandes 1626 wird die Kirche stark beschädigt, der Chorraum bleibt aber weitgehend verschont. Der Altar leidet kaum unter dem Brand, Brandspuren sind nur auf den eichenen Rahmen zu finden. Im Jahre 1689 wird in den Sockel des Altares eine geschnitzte Abendmahlsgruppe eingefügt. Sie wurde von dem Bildschnitzer Daniel Bartels aus Hildesheim geschaffen. Im Jahre 1863 ist der vom Holzwurm befallene Altar vom Bildhauer Dopmeyer aus Springe restauriert worden. Er hat die alten gotischen Farben mit Ölfarbe übermalt. 1961 bis 1962 wird der Altar restauriert. Die Figuren sind mit Chemikalien präpariert worden. Details, die durch den Holzwurmbefall verloren gegangen sind, wurden nicht ersetzt. Die Ölfarbe wurde entfernt, so dass der Altar wieder in seinen alten ursprünglichen leuchtenden Farben zu sehen ist.

Die Bilder des Marienaltars geben nicht wie Fotogerafien Momentaufnahmen wieder, sondern sie erzählen die Heilsgeschichte. Der Bilder des linken Flügels sind von links nach rechts angeordnet. Er erzählt von der Verkündigung und der Geburt Jesus Christus. Die Krippe ist leer, das Kind liegt in einem Strahlenkranz unbefleckt auf der Erde. Die anderen beiden Bilder stellen die Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland und der Darstellung Jesu im Tempel dar in Anwesenheit von Maria und der Prophetin Hanna sowie Simeon und Josef. Die Frau hinter Maria kann nach dem Lukasevangelium nicht identifiziert werden. Der Bilder des mittleren Teils des Altares sind von oben nach unten angeordnet. Sie erzählen von Jesus in Gethsemane und die Kreuztragung Jesu. Im Mittelpunkt steht die Kreuzigung Jesu mit den drei aufgerichteten Kreuzen. Auffällig ist die Aufteilung der Menschen. Rechts vom Kreuz Jesu befinden sich diejenigen, die vom Wirken und Leiden Jesu berührt und betroffen sind. Auf der linken Seite sind die Leute, die das Geschehen kaum beachten. Es fallen hier die von den Menschen emporgereckten Waffen auf. Das Kreuz Jesu steht genau auf der Mittelachse des Altarraumes. Auf ihr hält an der Decke der Schlussstein mit der Darstellung des Lamm Gottes die gotischen Gewölbestreben zusammen. Die beiden anderen Bilder erzählen von der Kreuzabnahme Jesu durch Josef von Arimathäa und der Grablegung Jesu.

Auch die Bilder des rechten Teils des Altares sind von oben nach unten angeordnet. Sie zeigen die Auferstehung Jesu und Jesu Himmelfahrt. In den beiden letzten Bilder kommt die weite Verbreitung der Marienverehrung zu der damaligen Zeit zum Ausdruck. Der Schöpfer des Altars hat bewusst Maria im Kreis der Jünger Jesu und die Krönung Maria zu Himmelskönigin dargestellt.

Wenn Sie die Einzelheiten betrachtet haben, sollten Sie sich noch einen Moment ins Kirchenschiff setzen, um in Ruhe den Gesamteindruck in sich aufzunehmen.

Joachim Krienke

 

1200 Jahre St. Alexandri

Zur Geschichte unserer Kirche und der Glocken sowie einer ausführlichen Beschreibung mit Fotografien des Marienaltars ist ein Buch „1200 Jahre St.
Alexandri zu Eldagsen“
erschienen. Es ist im Pfarrbüro erhältlich und kostet 10 €. (Leseprobe / Einführung)