Die Entstehung des Friedhofs... .....an der Wolfskuhle

(mit freundlicher Genehmigung des Arbeitskreises Stadtgeschichte Eldagsen -AKSE- www.stadteldagsen.de)

Fr. - W. Wiegmann

Das Aussehen unserer Innenstadt, das heute einen gepflegten und freundlichen Eindruck macht, war um das Jahr 1820 von einem großen Gräberfeld bestimmt, das die Alexandrikirche umgab. Hier mitten in der Stadt setzte man die Eldagsener genau in der Reihenfolge bei, wie sie nacheinander starben.

Im Vergleich zu heute war der damalige Kirchhof außerst ungepflegt. Besonders die nördlich des Kirchhofs an der Langen Straße stehenden Wohnhäuser machten dem Magistrat großen Kummer. Sie standen so eng beieinander, daß ihre Bewohner gezwungen waren, ihre Misthaufen neben den Gräbern auf dem Totenacker zu stapeln. Die Jauche floß bergab - über die Gräber. Und nicht nur das: selbst der königlich-großbritannischen Provinzialregierung war aufgefallen, daß die in der Stadt unterhaltenen Haustiere (Ziegen usw.) den Kirchhof ungehindert betreten konnten.

Da der Magistrat sich außerstande sah, die von der Provinzialregierung geforderte Einfriedigung zu erstellen, plante er stattdessen, auf der Kleinen Wolfskuhle einen neuen Friedhof anzulegen. Aber die Feldmark war ja noch nicht verkoppelt. Das in Aussicht genommene Gelände gehörte teilweise den Eldagsener Burgsassen, der Oberpfarre - und war teils sogar noch allgemeines Weideland. Der Erwerb des Geländes gestaltete sich zu einer kleinen Flurbereinigung.

Doch dann drohte das ganze Projekt an einer fast kleinen Sache zu scheitern: der Einfriedigung! Dem Magistrat erschien diese Aufgabe als zu teuer. So gab er dem Bürger Kersting das Gelände zur Nutzung mit der Auflage, dafür eine Hecke ringsum zu pflanzen. Das aber gab nun Ärger mit der hohen Behörde. Sie forderte den Magistrat auf, diese eingenartige Friedhofnutzung zu untersagen und die Einfriedigung selbst zu besorgen. Der Magistrat rechtfertigte sich hintergründig: "Auf Nutzen, Vorteilhe und Ersparungen richteten wir unser Augenmerk bei dieser Anlage." Der Friedhof einschließlich Brücke in der heutigen Kirchhofstraße wurde dann endlich mit einem Kostenaufwand von 250 Talern erstellt.

Doch man hatte schon gemerkt, daß er zu klein sei. So verbanden sich 25 Eldagsener Bürger zu einer Art Interessengemeinschaft und erweiterten auf eigene Kosten den Friedhof nach einem komplizierten Tausch des Ackermanns Heinrich Reiners mit dem Amtmann Wedemeyer zu Bissendorf um den ersten Erbfriedhof.

Jener gemeinschaftliche und dieser Erbfriedhof sind am 1. Mai 1826 nach vormittäglichem Gottesdienst unter Glockengeläut und mit instrumentbegleitetem Gesang nach Anordnung des Pastor primarius Westphal zweckmäßig eingeweiht und den Bürgern der Stadt zur Beerdigung der Leichen angewiesen worden. Der Bürger und Tischlermeister Conrad Häseler wurde als erster dort beigesetzt.

Die Verkoppelung der Eldagsener Feldmark brachte für den Friedhof der Stadt Eldagsen die zweite Erweiterung mit sich. Im Jahre 1847, also über 20 Jahre nach der Friedhofseinweihung, ging man daran, den allgemeinen Weideboden vor der Stadt, der keiner Person gehörte, unter alle die Bürger aufzuteilen, die bisher berechtigt gewesen waren, ihr Vieh auf dieser Allmende zu hüten.

Bei diesem Vorgang war zugleich der Gedanke aufgetaucht, all diesen Berechtigten ihre Abfindung um zwei Quadratruten zu kürzen (so der Rezeß), um ihnen stattdessen auf dem dadurch zusammenkommenden Friedhofserweiterungsgelände ein Erbbegräbnis von 1,74 Quadratruten geben zu können. Die Ablösung des alten Nutzungsrechts am allgemeinen Weideboden geschah also für alle gleichmäßig durch Gewährung eines Nutzungsrechts am allgemeinen Friedhof. Nur die 25 Familien, die zuvor schon selber Land für ihren Friedhof erworben hatten, erhielten nun die den anderen von der Abfindung gekürzten 2 Quadratruten in Eigenland und waren somit auch für ihre älteren Eigentumsansprüche abgegolten.

Ganz anders als bei diesen beiden Erweiterungen des allgemeinen vom Magistrat der Stadt Eldagsen angelegten Friedhofs auf der Kleinen Wolfskuhle steht es mit dem im Jahre 1905 hinzugekommenen Friedhofsteil, dem "Letzten Weg": Am 5. Dezember 1904 hatten "August Mathies und Genossen" (so das Protokoll) beim Kirchenvorstand die Hergabe von Erbbegräbnissen beantragt. Im Unterschied zu ihren Vorgängern unternahmen sie also nichts zur Beschaffung des Erweiterungsgeländes. Vielmehr beschloß der Kirchenvorstand als Vertreter der Kirche am 18. Januar 1905, das notwendige Gelände anzukaufen. Hier handelte es sich also nicht wirklich um eine Erweiterung des Magristratsfriedhofs - der "Letze Weg" wurde daher auf den Namen der Kirchengemeinde Eldagsen im Grundbuch eingetragen. Bei Verkauf und Erbgang von hier gelegenen Begräbnissen ist der Kirchenvorstand binnen vier Wochen zu benachrichtigen, andernfalls fällt das Begräbnis an die Kirchengemeinde zurück. Diese Bedingungen sind damals von allen Beteiligten unterschrieben worden. So haben wir den Friedhof in seiner heutigen Form.